Inside Special Cats: Yuri – vom Waisenkitten zur Königin des Hauses
- Anna Kleen
- vor 4 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Inside Special Cats ist meine neue Blogreihe, in der ich dir nach und nach meine Katzenbande vorstelle und dir gleichzeitig Einblicke in meine Berufung gebe.
Wir starten mit Yuri: In vier Teilen nehme ich dich mit auf ihre Reise – vom verlassenen Waisenkind zur stolzen Katzendame, die heute alle meine Kater um die Pfote gewickelt hat. 🐾

Die Begegnung
Es war der 8. August 2022, ein regnerischer, trüber Spätsommertag. Ich war mit meinem Mann auf dem Heimweg von unserem Wocheneinkauf. Während Flo fuhr, schaute ich aus dem Fenster. Die B75 ist eine recht viel befahrene Bundesstraße, teils gesäumt von hohen Bäumen, an anderen Stellen umgeben von Sumpflandschaft und großen, freien Feldern. Bei Tempo 100 flog die Landschaft nur so an mir vorbei. Plötzlich sah ich etwas am Straßenrand aufblitzen: Ein kleines, pechschwarzes Knäuel. Ich hatte es nur eine Millisekunde lang wahrgenommen, doch mein Instinkt sagte mir, dass wir anhalten mussten. „Stop. Da sitzt ein Kitten am Straßenrand.“ Sofort hielt Flo den Wagen an und tatsächlich: das kleine Bündel war ein Kitten, nicht mal eine ganze Hand voll Katze. Mutterseelenallein saß es bibbernd und ansonsten unbewegt zusammen gekauert am Straßenrand, nur Millimeter von der Fahrbahn entfernt. Die Bundesstraße wurde auch von LKW’s hoch frequentiert, und ich mochte mir nicht ausmalen, wie knapp das kleine Fellknäuel dem Tod entronnen war und was für Ängste es bei der Geräuschkulisse und den Vibrationen ausgestanden haben musste.
„Ich geh schauen, ob ich das Muttertier oder seine Geschwister irgendwo finde“, sagte Flo.
Ich steckte das kleine, unterkühlte Fellknäuel vorsichtig halb unter meine Sweat-Jacke. Quittiert wurde das ganze von zunächst leisem, dann immer lauterem, kläglichen Fiepen.
„Mist“, dachte ich.

„Was mache ich denn jetzt?!“
Mutter und Geschwister waren nirgends aufzufinden. Da das kleine Fellknäuel wirklich winzig war, und eines seiner Augen noch halb geschlossen war, war mir klar, dass es wirklich noch sehr jung sein musste. Maximal drei Wochen, schätzte ich. Ein wenig wusste ich schon damals über Kitten, unter anderem, dass diese in dem Alter konsequent alle drei Stunden Milch brauchen und nicht auskühlen dürfen - sonst könnte es schnell gefährlich werden.
Nun war es bald Abend, und wir wohnten in der absoluten Pampa - allein Aufzuchtmilch besorgen würde also eine zeitliche Herausforderung. Wir beschlossen also, die Mini-Katze erstmal mit nach hause zu nehmen, und die Suche nach Mama und Geschwistern später weiter zu verfolgen. Fürs Überleben sorgen – das hatte jetzt absolute Priorität.

Ein Fläschchen Hoffnung
Wie befürchtet war es nicht so einfach, die erforderliche Milch zu besorgen. Der nächste Zoofachhandel war nicht um die Ecke, und bis wir dort wären schon geschlossen, örtliche Tierschutzvereine waren nicht zu erreichen und auch die meisten Tierärzte schon im Feierabend. Zum Glück hatten wir durch unsere anderen Katzen bereits einen guten Kontakt zu einem Tierarzt einige Orte weiter, der so lieb war, für uns außerhalb der Öffnungszeiten die Praxis zu öffnen – und uns seine letzte Aufzuchtmilch mitgab. Während Flo also los eilte, diese zu besorgen, war ich mit dem kleinen Wesen allein zuhause. Ich brachte sie zunächst in einer kleinen Box ins Bad - geschützt vor den neugierigen Blicken meiner anderen Katzen, um das Mini-Kätzchen nicht noch weiter zu verängstigen, und auch meine Stubentiger vor potentiellen Krankheiten zu schützen. Da saß sie nun, in der flauschigen hellblauen Decke eingesunken, mit der ich ihr provisorisches Lager ausstaffiert hatte. Ihre Augen waren zu dem Zeitpunkt noch viel blauer, als besagte Decke - und sie guckte mich leicht ängstlich, aber auch neugierig und klar an. In dem Moment wusste ich, dass ich alles geben würde, um diesem Wesen den bestmöglichen Start ins Leben zu geben. Aber - wie genau sollte ich das anstellen?!
Wie wir unsere ersten gemeinsamen Tage zwischen Fläschchen, Fiepen und Fürsorge gemeistert haben, erfährst du im zweiten Teil.
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